NÄHEN mit Kashmir und Seide

Stellt Euch ein kleines bummeliges Mädchen vor, mit wegstehenden blonden Zöpfen, die nichts lieber macht als Ihre Puppen anzuziehen. Bestätigt wurde diese Leidenschaft als meine Mutter in den 60er Jahren meine Kindergartentante fragte „Was soll ich denn Ursula zum Geburtstag schenken?” und meine Kindergartentante meinte “Einen Sack mit Stofffetzerln“.

Nach vielen mühsamen Schuljahren kam es dann zu der Entscheidung. Soll ich Architektur studieren oder lieber Schneiderin werden? Ich wollte unbedingt ein Theater bauen, aber die Leidenschaft zu Stoffen ließ mich nicht los. Die damalige Studienberaterin meinte: „Wenn du Schneiderin wirst, kannst du niemals ein Theater bauen aber als Architektin kannst du immer schneidern”. Eine klare Entscheidungshilfe. Und so wurde ich Architektin, habe zwar keine Theater, aber dafür zwei Krankenhäuser gebaut. Und, ich habe meine Leben lang genäht. Allerdings mit einer hohen Ausfallquote.

Ohne Schnitt einfach drauf los… viele, viele meiner Nähereien sind als Putzfetzten im Kasten gelandet oder als Kuriositäten getragen worden.

Ich kann mich noch erinnern, einmal wollte ich für einen schnell entschlossenen Ballbesuch ein Kleid nähen. Es hat eigentlich alles wunderbar funktioniert. Morgens zuschneiden, Mittags nähen und Abends - leider keine Zeit mehr um die Rückenteile mit Knöpfen zusammenzunähen, kein Zipp weit und breit - also wurden die beiden Rückenteile einfach mit ca. 30 Sicherheitsnadeln zusammen gehalten. In den 90er war das richtig in.

Und nun nachdem ich meine lebensverändernde Entscheidung getroffen habe auf den Weltmeeren zu segeln und mich somit der Architektur abgewendet habe, kann ich mich meiner ursächlichen Leidenschaft widmen - den Stoffen und dem Nähen.

Ich habe um die Ausfallsquote zu reduzieren (es gibt sie natürlich immer noch) einige Nähkurse gemacht und Nachhilfestunden genommen.

Und jetzt. 

Für die neue Kollektion habe ich den in Taormina gekauften Stoff, feinste Kaschmir Wolle, mit Seide gemischt vernäht. Es ist unfassbar, wie fein dieses Gewebe ist und ich habe mich getraut es zuzuschneiden und zu verarbeiten. Immer Im Hinterkopf - hoffentlich mache ich keinen Fehler!

Aber nein! Wunderbar feine, lockere fallende und absolut entspannte Stücke sind entstanden.

Juhu!

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Ursula Jäger