Shopping auf Sardisch

Der letzte große Stopp bevor die Reise von Sardinien Richtung Kanarische Inseln durch die Straße von Gibraltar geht.

Das letzte Mal um richtig gute Pasta zu essen und sich nach Herzenslust in Dolcetto Mascarbone e Gorgonzola zu vergessen. Bottarga auf getoastetem Weißbrot, einem irren Zeug aus gepressten Fischroggen, Pecorino vom Feinsten und natürlich Prosciutto, Salsicca und Salami.

Wo wäre es besser für eine Weltumsegelung zu Bunkern als in dem Land in dem Essen eine Lebenseinstellung ist. 

Wir haben das ungemeine Glück in den 3 Tagen Aufenthalt genau an einem Dienstag in Olbia zu sein, an jenem Tag an dem der bekannte Wochenmarkt stattfindet. Natürlich war das unsere Gelegenheit.

Wir waren bereits durch die ersten Marktstandeln überwältigt und begeistert - wie wenn der Meinl am Graben und das Schwarze Kameel in Wien Ausverkauf machen.

Meterlange Salamis hingen von den Dächern der Markwägen, neben ausgestopften Ziegenbockköpfen und ein herrlicher Käselaib lag neben dem anderen. Das Gemüse von einer Pracht, am liebsten hätte ich alles gekauft.

Dazwischen neben den Standeln mit Polyesterröcken und hässlichen Schuhen - den Indern, die Kashmir Schals verkauften die den ganzen Charme den Kashmir hat verloren hatten - stand unglaublich ein Stand mit Stoffen in Meterware, Spitzen und Resten vor mir.

Das war meine Auftakt, ich griff jeden Stoff an und konnte die Kunstfasern spüren, grausig! Der bemühte Verkäufer zeigte mir angeblich Cottone, der niemals eine Baumwollfaser gesehen hatte. Er war so sehr bemüht und ich konnte immer nur sagen: No, No, No. Er zeigte mir unentwegt Stoffe, einer grausiger als der andere, bis der Verkäufer richtig ungehalten wurde. Ich sagte nur ‘Scusa, no buono colori’, denn über die Qualität des Stoffes brauchte ich nicht mehr mit dem armen, genervten Mann sprechen.  Um die Situation zu entschärfen kaufte ich dann ein nettes türkises Spitzenband und mit Kreuzstich handbestickte weißblaue Tischsets.

Aber auf einmal stand der Verkäufer da - mit feinsten weißen Baumwoll-Voilé, hauchdünn, herrlich! 

Ich war richtig erleichtert, dass ich dem Mann nun doch noch ein richtig schönes Stück entlocken konnte, und er war sicher froh, dass diese lästige Kundin doch eine paar Euro dagelassen hatte.

Ursula Jäger