Takatukaland
Die Fahrt ins „Takatukaland“ oder hieß es doch Kap Hoorn?
Wer in meiner Generation kennt nicht „Jim Knopf der Lokomotivführer“. Er fuhr mit seiner kleinen Lokomotive ins Land der Drachen - das „Takatukaland“ - und rette ich weiß nicht mehr genau wen oder was alles. Ich kann mich aber noch an die Bilder dieses weitentfernten „Takatukalandes“ erinnern. Schroffe, hohe Bergketten, mystische Stimmung und unfassbare Einsamkeit. Hinter jedem Berggipfel könnte jederzeit ein Drache vorbeifliegen.
Ich sag euch, wir waren in „Takatukaland“. Eigentlich ist es die Inselgruppe an dessen südlichster Spitzer Kap Hoorn liegt. Wild, schroff und in manchen Buchten glaubte man in einer anderen Welt zu sein.
Um ehrlich zu sein hatten wir nie den Plan „Wir müssen Kap Hoorn umrunden“. Unser Vorderer Beam ist immer noch notdürftig repariert und es ist ja nur ein blöder Felsen dieses Kap Hoorn. Aber nachdem wir nun seit 1,5 Monaten in dieser einsamen Ecke der Welt festsitzen - unsere dringend benötigten Watermakerteile sind noch immer nicht in Puerto Williams angekommen - haben wir viel Zeit, denn in Puerto Williams gibt es nichts außer der Armada des chilenischen Militärs. Eine Fähre die jede Woche am Samstag um 8.00 anlegt und frisches Gemüse und Obst bringt, welches dann spätestens Samstags um 10.00 auch wieder ausverkauft ist und unfassbar langsames Internet. Also was tun? Fahren wir halt doch zum Kap Hoorn!
Jeder hier der Kap Hoorn anfährt wartet teilweise Tage und Wochen auf das richtige Wetterfenster, denn keiner will auch nur im Beaglekanal mit 50 Knoten Wind fahren - geschweige dem bei rauer See zu Kap Hoorn. Viele umrunden die Ishla de Hornes gar nicht sondern wagen sich nur in die Richtung machen ein Selfie und fahren dann die gleiche Strecke wieder so schnell wie möglich zurück, denn so ein Wetterfenster kann manchmal schnell umschlagen und dann wird es so richtig lustig am südlichsten Zipf. Unser Wetterfenster sollte ausreichen um Kap Hoorn wirklich zu umrunden, in der Inselgruppe nördlich des Hoorns zu übernachten, um uns dann wieder Richtung Puerto Williams zu bewegen, alles in allem eine 4 Tagestour.
Strahlend blauer Himmel, keine Wolke zu sehen, so verliessen wir Puerto Williams. Der Beagelkanal nahezu spiegelglatt, an mehrere Punkten unserer Rute muss man Funkkontakt zu Armada Stützpunkten aufnehmen und berichten wo man ist und wann man den nächsten Funkstützpunkt erreicht. Eine sehr beruhigende Sache, zu wissen, dass hier jemand auf dich schaut.
Die erste Nacht verbrachten wir in einer wunderschönen Bucht. Bei strahlendem Sonnenschein machten wir einen Landgang und bestiegen den Berg der kleine Bucht. In den Büchern steht, dass man hier mit Landleinen angezurrt die berüchtigten Stürme am besten abwettern kann. Bei uns war es unfassbar windstill. Am nächsten Tag überquerten wir mit 15 Knoten Nordwind, sprich Rückenwind und Spinaker die Nassaubucht bis zu den letzten Felsen vor Kap Hoorn.
Am letzte Stück zur Ishla de Hornes selbst, wir konnten schon den Leuchtturm sehen, frischte der Wind auf und mit 25 Knoten fuhren wir unter Spinaker Richtung Kap Hoorn, bis der Wind zu spitzt wurde. Schnell noch ein paar Bilder, denn wer fährt schon mit Katamaran und gesetztem Spinaker um Kap Hoorn. Die Delfine sprangen vor uns aus dem Wasser und Captain Chrizzly und Crew waren überglücklich, nur Fixi - the sailingcat - ließ es unberührt.
Wir umrundeten Kap Hoorn und dann begann das „Takatukaland“. Es hätte wirklich jederzeit ein Drache vorbeikommen können, wunderschöne unberührte Inseln und Buchten. Leider schloss sich unser Windfenster und wir mussten schauen den Weg zurückzufinden. Natürlich können wir jetzt erzählen wir sind um Kap Hoorn gefahren aber eigentlich war diese faszinierende Landschaft die unerwartete Attraktion dieser Tour.