Die Strasse der Gletscher

Ich würde euch gerne von den neuesten Stoffen und Kreationen berichten, von den unendeckten Mustern und Farben für Couture del Mar, aber … obwohl ich ein paar wenige Stoffe habe, ist es derzeit nicht möglich für mich kreativ zu werden.

Das Leben bei Kälte, immer noch ohne Watermaker zusammengepfercht zu Dritt auf 35 m2 ermöglicht mir keine Kreativität, im Gegenteil man rückt noch enger zusammen um nicht zu frieren. Denn wenn der eiskalte Wind bläst, schafft es unsere Heizung nicht mehr das Boot angenehm warm zu halten und da fällt mir leider kein neuer Schnitt für eine Sommertunika ein :).

Aber dafür lässt diese Region mit all seiner unberührten Natur die Gedanken frei fliegen. Wir befinden uns gerade auf einer kleinen Runde durch den Beagle Kanal an dem es einen Fjord nach dem anderen gibt. Wunderbare einsame Buchten und so einige Gletscher die sogar bis ins Meer reichen.

Eigentlich sollten wir schon wieder weiter gen Norden sein, aber unser Paket aus Frankreich mit den Teilen für den Watermaker ist nun seit 7 Wochen unterwegs nach Puerto Williams und kommt wenn, dann immer nur jeden Freitag mit der Fähre aus Puerto Natales an. Als die Teile letzte Woche nicht ankamen beschlossen wir diese kleine Runde im Beagle Kanal 1 Woche lang zu machen.

Der Beagle Kanal ist ziemlich sagenumwoben. Wenn die Sonne scheint, dann fetzt der Wind und ansonsten ist es eher grau in grau oder es regnet, aber das lässt dich eigentlich ziemlich unberührt, denn man fährt durch schneebedeckte, felsige Berge an unfassbar einsamen Küsten entlang. Water and ice, ach Blödsinn das war ja fire and ice.

Die ersten drei Tage sahen wir die Gletscher nur satt auf den Bergen sitzen. Dann - wir hatten eigentlich schon beschlossen in der nächsten Bucht zu ankern, aber der Fjord ging noch eine Stück weiter in den Berg hinein - fuhren wir ganz langsam durch das immer dichter werdende Abbrucheis, das durch den vielen Regen vom Gletscher ausbricht. Jeder noch so kleine schwimmende Eisblock machten einen heiden Lärm wenn er auf unseren Rumpf stieß, ein echter Spießrutenlauf.

Im Slalom manövrierten wir durch das Eiswasser und dann, dann war der Moment auf den die ganze Südamerika Umrundung anscheinen aus war. Da stand er vor uns und reichte direkt ins Wasser. Strahlend blau, trotz drüben Wetters, ca. 50- 70 m hoch und unfassbar, pizarre Eisformationen taten sich vor uns auf. Wir waren überwältigt und wagten uns ca. 100 m heran. Der Gletscher schien uns richtig anzuziehen. Plötzlich hörten wir ein Grollen und ein Teil brach aus dem Gletscher und fiel mit irrer Wucht ins Wasser. Wir hatten das Gefühl der halbe Gletscher brach ab und die Welle würde uns jetzt überrollen, unser Herz bleib fast stehen, aber trotz des Grollens war es nur ein winzig kleiner Teil und es kam keine Welle. Mit der Zeit gewöhnte man sich an das Grollen, ein absolut beindruckendes Schauspiel.

Das allein war die bisher 1,5 jährige Reise wert.

Ursula Jäger3 Comments