Zweischneidiges Paradies

Wir sind ohne es erwartet zu haben im Paradies gelandet.

Nach 5 Wochen und 3.265 Seemeilen entlang der südamerikanischen Pazifikseite von Süden bis Norden in einem Stück, sind wir im Golf von Panama gelandet. In der eher unbekannten Inselgruppe Las Perlas, 7 Segelstunden von Panamacity entfernt.

Ich vermute in Zeiten vor Corona war diese zu Panamacity sehr nahe Destination ein beliebtes Urlaubs und Ausflugsziel und wahrscheinlich tummeln sich dort normalerweise die Urlauber und Urlaubsboote. Aber jetzt März 2021 sind wir hier allein.

Einsame weiße Sandstrände mit türkis- bis smaragdgrünen Wasser. Unmengen an Pelikanen, Reihern, Albatrosse und alle diversen Arten an Seevögeln kommen in dieses fischreiche Revier, und bilden über jedem Fischschwarm riesige Gruppen - freuen sich über die angerichteten Teller. Ein unfassbares Bild wenn hunderte Vögel zugleich friedlich nebeneinander fischen.

Wir fingen selbst große Fische, die wir noch nie gesehen haben und freuten uns ebenfalls über die angerichteten Teller.

In manchen Buchten tummeln sich richtige Schulen an kleinen Stachelrochen und in einer anderen Bucht leben 2 große 1,5m breite Rochen und kommen bis zu 1m im seichten Wasser an dich heran und schauen dich neugierig an. Hab ihr schon jagende Fische aus dem Wasser springen gesehen. Ja! In fast 3 Jahren weltumseglen sieht man den ein oder anderen Thunfischschwarm aus dem Wasser springen, aber jagende fliegende Rochen habe wir noch nie gesehen. Faszinierend. In einer der schönsten Buchten lebt an Land eine 2,5m langer Leguan, da kann man sich schon ganz schön erschrecken, aber der Leguan ist noch schreckhafter als wir und verschwindet im Wald.

Daneben sehen wir eine Menge im superweichen Sand gegrabene Löcher und in der kommenden Nacht wurde uns klar was hier los ist. Unzählige frisch geschlüpfte Babyschildkröten tummeln sich um unserer Hamaka. Ohhh mein Gott, sind die süß. Und jetzt wissen wir leider auch warum der Leguan sich an diesem Strand so wohl fühlt, der Nesträuber. Aber ich bin mir ganz sicher eine der Babyschildkröten wird es schaffen - diese kleinen Brustschwimmer mit super ausgebildeter Schwimmtechnik.

Ein weiteres für uns eigenartiges Phänomen ist im Frühling hier zu verfolgen - im Meer sind rote, trübe Wolken im Wasser zu sehen. Wir spekulierten lange - sind es blühende Korallen, Pollen aus den Wäldern die im Wasser vertragen werden, … bis uns dann die Fischer - übrigens die einzigen Menschen die man hier in Coronazeiten zu Gesicht bekommt - erklärten, dass es oxidierendes Plankton ist. Im Juni wenn der Wind aus dem kalten Süden kommt, verschwindet es wieder.

Ja, und dann muss ich hier auch einmal eine sehr traurige Tatsache ansprechen. Noch nie und noch nirgends haben wir Traumstrände gesehen, die dermaßen mit Plastikmüll und zerrissenen Fischernetzen überseht waren. Nicht nur in der ersten Ebene direkt am Strand hinter dem Treibholz, nein meterweit erstreckt sich die Flut des Plastikmülls, der sich auch im Dickicht des Urwaldes verhängt. Uns wurde richtig schlecht und wir beschlossen einen dieser Traumstrände zumindest in der ersten Ebene vom Müll zu befreien.

2 Tage arbeiteten wir zu dritt bei brütender Hitze und sammelten den ganzen Müll bei einem großen Baum. Und jetzt? Was soll damit gesehen? Eine für uns derzeit nicht zu lösendes Problem, vielleicht habt ihr Lösungsansätze wie man damit umgeht, bitte schreibt mir doch euern Input. Wir werden jedenfalls die GPS Daten des Baums mit all dem festgezurrtem Müll dem Hafen Kapitän von Panamacity übergeben, vielleicht holen sie den Müll ab. Mehr können wir leider derzeit nicht machen.

Der große Rochen in dieser Bucht hat sich jedenfalls bei uns bedankt, er ist ganz friedlich ganz, ganz nah zu uns geschwommen um Hallo zu sagen.

Und diejenigen von Euch, die sich fragen, warum wir noch nicht weiter auf unsrer Rute ins Mittelmeer vorgedrungen sind - ab durch den Panamakanal …

Es ist eine harte Entscheidung, den Traum Pazifik zu verlassen und zurück zu kehren. Und wenn ich ganz ehrlich bin, lockt mich derzeit in Europa Corona 3.0 gar nicht. Also werden wir uns einfach noch Zeit lassen und uns endlich einmal treiben lassen. Genau das, wofür wir diese Reise eigentlich machen.

Ursula Jäger1 Comment