Ist ja wirklich kitschig

Es ist schon in Österreich einfach unerträglich kitschig in der Weihnachtszeit die klassischen Weihnachtslieder zu hören. Aber wenn du in Patagonien, an dem kleinsten und unbekanntesten Platz der Erde, an einer Boje hängst, der Wind mit 46 Knoten an dir vorbei bläst - und du irgendwie versuchst Weihnachtsstimmung aufkommen zulassen in dem du ohne Nüsse Weihnachtskekse in einer Bootsküche bäckst - und hörst Weihnachtslieder wie „Coming home for Christmas“, dann fällt es einem schon sehr schwer nicht Tränen in den Augen zu haben.

Und um ehrlich zu sein, es ist einfach nicht möglich nicht zu weinen und sentimental zu werden. Denn so spannend und aufregend diese ganze Geschichte hier ist, es gibt Fixpunkte im Jahr, die einem einfach fehlen, wenn sie nicht gefeiert werden. Für mich ist ein Jahr ohne Weihnachten, wie wenn es einfach ohne Pause ins nächste Jahr übergeht.

So wie es aussieht werden wir heuer vermutlich gerade am offenen Wasser sein. Denn dieses angeblich seglerisch schwierigste Stück - die letzten 400 Seemeilen, die Küste Argentiniens hinunter bis zum Beagle Kanal in dem dann das beschützte Ushuaia liegt - gibt es eigentlich keine ernstzunehmende Möglichkeit sich zu verstecken. Mann muss mind. 4 Tage und bis Ushuaia 6 Tage durchfahren. Und wir haben gelernt … die Wettervorhersagen sind wenn überhaupt stimmig, dann nur max. 3 Tage gut, danach kann dir alles passieren.

Klingt jetzt dramatisch - aber Mama!, es ist alles OK. Wir bekommen Seglerverstärkung und Chrizzly weiss ganz genau was er tut.

Also mit „Coming home for Christmas“ wird’s heuer nichts. Nichts desto trotz werde ich in diesem Nest „Puerto Deseado“ noch irgendwo Nüsse finden, denn so kann es ja nicht sein. Und ich werde auch bei voller Fahrt am offenen Wasser einfach Weihnachten feiern. Und, wenn ich die Teller mit Fischsuppe am Tisch ankleben muss, und unseren kleinen Christbaum verzurren muss.

Euch allen frohe, frohe Weihnachten!

PS: Es ist ja eigentlich verflixt, im Land der Schafwolle ist keine Wolle, geschweige denn Wollstoff zu finden. Ich träumte schon von patagonischen Schaffwolltunikas, so richtig kuschelig für den Winter, aber hier gibt es einfach nix.

Ursula Jäger5 Comments