floating garden

Seit 3 Wochen belächeln mich meine lieben Mitsegler. Was ist denn mit ihr los? Warum hebt sie jede Dose auf? Warum beginnt sie das wenige Gemüse, das wir haben noch in Stückerl zu schneiden, fiezelt die Samen aus Gurke und Zucchini und schneidet bei Zwiebel und Kraut die Wurzelseite großzügig ab und legt sie in Wasser?

Vielleicht ist es unser ständiger Notstand nach frischem Obst und Gemüse. Denn bis gestern hatten wir 5 Wochen keine Möglichkeit frisches zu bekommen. Ein wahrer Genuss nach 5 Wochen, frischer Salat! Der Knoblauch treibt mittlerweile in der ganzen Knolle aus, Karotten treiben im Sackerl aus und der Lauch bildet bereits an der Luft Wurzeln. 

Vielleicht ist es auch die Vorstellung, für die nächsten Monate in Chile bleiben zu müssen. Wir dürfen nicht raus, und falls wir es doch nach Hause schaffen, ist ungewiss ob wir aus Österreich raus und nach Chile wieder zurück zu unserem Boot dürfen. Ich stelle mir schon vor an einer kleinen unbewohnten, chilenischen Insel in Patagonien - sprich dem absoluten Nirgendwo zu landen. An Land einen gutes Platzerl zu finden und ein Gemüsebeet anzulegen und einen kleinen Brotbackofen zu bauen um ein bisschen Robinson Cruso zu spielen. 

Vielleicht ist es auch der Wunsch nach Erde, Boden, Terra und nach meinem kleinen Garten zu Hause, mein Hügelbeet - nach dem alle Nachbarn gefragt haben - sehr ertragreich war dieses Hügelbeet aber nie. Ich hatte leider nie einen grünen Daumen, umso erstaunlicher ist es, was ich hier in meinem Floating Garden mit regrowing zusammengebracht habe.

Es recrowen: Knoblauch, Zwiebel, Karotten, Stangensellerie, Lauch, der Salat kämpft noch, und dem neu gewachsenen Krautblatt kann man beim Wachsen zuschauen - und das neben eisbergartigen Gletschern, plantschenden Seelöwen und unerbittlich, kalten Regentagen.

Aus simplen getrockneten Linsen sind kleine zarte Pflänzchen geworden und die Tomatenpflanze wächst so langsam wie ein Bonsai. Nebstbei haben wir einen kleinen Rosmarinstock, zwei Sorten Minze, eine Currypflanze, ein sehr, sehr armes, verlaustes Basilikum und zahnstocherdünne Petersilie und selbstverständlich zwei grosse Flaschen voll mit Gras für Fixi.

Natürlich, jetzt wo es Richtung Norden geht beginnt es etwas wärmer zu werden, 19 Grad Tagestemperatur bringt einem nahezu euphorisches Sommerfeeling, und es wachsen auch meine Pflänzchen etwas besser und bestimmt,  ganz bestimmt in 2-3 Monaten können wir auch ernten. Wenn nicht dummer Weise hier gerade Herbst ist und der unerbittliche, patagonische Winter nahen würde.

Ursula Jäger1 Comment