Die letzte Woche Patagonien und „Calafatyeland“
Wie haben es geschafft, ja wir sind am Ende Patagoniens angelangt, haben den 43. Breitengrad überschritten und dürfen nun wieder Muscheln essen, denn die „Marea Roja“ eine sehr gefährliche Muschelkrankheit hat die gesamten Gewässer Patagoniens befallen.
Nun sind wir endlich wieder in den 30igern. Es wird etwas wärmer und der Wind hält sich unter Kontrolle, nur die Sache mit dem Regen und der Sonne ist noch nicht ganz so wie man sich das vorstellt. Die letzten Monate waren wirklich anstrengend, wochenlang durften wir nicht von Board, wir waren zu viert eingesperrt auf 35 m2. Da kann schon einmal der Lagerkoller ausbrechen. jeden Tag mussten wir das gesamte Boot trockenwischen, da die Feuchtigkeit nicht anders unter Kontrolle zu bringen war, und jeden Tag versuchten wir ein Stück weiter die Kanäle Richtung Norden zu kommen. Wir wussten nicht wie es weitergehen sollte.
In Puerto Montt dem letzten Hafen in Patagonien durften wir wieder nicht an Land, so beschlossen wir: Einmal noch richtig Adventure, einmal so richtig Robinson Cruso spielen, einmal eine Woche in einer Bucht liegen und das auskosten, wofür wir eigentlich seit nun 4 Monaten unterwegs sind.
Wir haben unser perfektes patagonisches Tal gefunden, ich nannte es „Calafatyeland. Calafatye sind rote, herb schmeckende kleine Beeren, die in der gesamten Region wachsen. Unser Tal war wunderschön, grüne dicht bewachsenen Hügel endeten in einer Flusslandschaft, schroffen Bergspitzen und ein schneebedeckter Berg leuchtete am Horizont.
Wir hatten, Dank unserer Frontview, die Möglichkeit den Grund und somit die Tiefe des Wassers und etwaige Felsen zu scannen, darum können wir wirklich überall nah an die Küste fahren und jeden nur noch so wagemutigen Ankerplatz ausscannen. Bei einer Tide von 7,5m ist es eindeutig nicht unwesentlich wie viel Wasser unter deinem Boot ist.
Es war ein perfekter Platz, Sonnenseite, große Felsen am Strand, die die besten Muscheln bei Ebbe hervorbrachten, eine rauschender kleiner Bach, eine kleine Schotterstraße die ins Dickicht zu einer offenen Höhle führte - ein perfekter Platz für einen Feuerstelle.
Wir bauten einen Dinghiseilbahn, damit man immer an Land gehen konnte und begannen Holz zu sammeln und mit Steinen einen kleinen Ofen um unsere Feuerstelle zu bauen. Da unser Gas schon ziemlich leer war, wollten wir am offenen Feuer Brot backen und Muschel kochen. Ein wirklich schwieriges Unterfangen. Das Holz ist dermassen nass, das es mit normalen Methoden nicht möglich ist ein Feuer zu machen. Wir brauchten einen halben Tag bis wir mit viel Mühe und der Hilfe eines alten T- Shirts es schafften das Holz zu entzünden. Und dann begannen wir Brot zu backen, echt Robinson Cruso like - einfach genial.
Das absolute Highlight des Tales waren jedoch die Hot Springs, die sich am Ende des Tales, sprich an der Flussmündung befanden. Wir konnten unser Glück gar nicht fassen als wir die grossen, in Stein geschlagenen Becken mit heißem Wasser sahen. Unzählige kleine Kanäle, die mit Steinen geschlossen oder geöffnet werden um das Wasser zu regulieren, füllten die 8 Becken. Die Ureinwohner hatten diese Becken aus dem weichem Stein ausgeschlagen und teilweise zum Kochen und zum Baden verwendet. Stellt euch einmal vor, welch ein Genuss nach Monaten kärgliches waschen, denn unser Watermaker funktioniert immer noch sehr poor, in eine warme Badewanne zu steigen und sich nach Herzenslust zu waschen.
Wir waren wirklich überglücklich, verbrachten Stunden an diesem Platz bis wir merkten, dass die Ebbe uns den Heimweg abschneidet und wir am Trockenen lagen. Der Weg heim war dann eher unlustig wir wateten durch das eiskalte Wasser und zogen unser Dinghi ins tiefere Wasser, schon wieder ein Dinghiabenteuer :).
Ja und warum „Calafatyeland“? An einem Tag machten wir bei Flut eine Erkundungsfahrt den Fluss hinauf und da die gesamte Flusslandschaft überflutet war. Wir konnten durch das klare Wasser einen Calafatyestrauch nach dem anderen sehen, die Beeren leuchtete durchs Wasser. Selbstverständlich musste ich zu guter letzt eine Calafaytemarmelade am offenen Feuer machen. Eine Challenge.
Und so verliessen wir nach einer Woche unser Tal und nun auch Patagonien, eine Stück den Pazifik Richtung Norden nach Valdivia, den geplanten Endhafen unserer Patagonien Etappe.