Die Muse küsst mich wieder und der Liebesknoten
Eigentlich würde ich noch von amourösen schmusen reden, aber schön langsam habe ich wieder Lust ein paar Couture del Mar Teilchen zu fabrizieren. Ja für alle die es noch nicht wissen, jedes Stück ist handgemacht von mir, mitten auf unserem Katamaran. Oft muss ich aufhören zu arbeiten weil der Wellengang zu stark ist und mir dann ganz schummrig wird.
Aber nun endlich angelangt in unserem geplanten Endhafen der Südamerika Umrundung, finde ich Ruhe. Keine Bootsbewegung und vor allem viel Zeit, denn Corona wütet nun in Südamerika - 2 Monate verspätet zu Europa. Die Favelas und Armenviertel sind leider ein gefundenes Fressen für diesen Virus. Aber zurück zu den positiven Dingen.
In Uruguay kaufte ich wunderbare stahlblaue Wolle und begann den ersten Pullover meines Lebens zu stricken, denn das kann man auch wenn das Boot in den Wellen schaukelt. Ich sehe darin schrecklich aus, aber Chrizzly will ihn gar nicht mehr ausziehen. Zum Glück, sonst hätte ich schon wieder ein Ausschussstück fabriziert, wie das immer wieder passiert.
Nach dem ich alle Wollreste aufgebraucht habe, beschloss ich, ich könnte doch auch häckeln, das geht noch einfacher. Aber woher soll ich nun mitten im Beaglekanal oder der Magelanstrasse ein Häkelgarn auftreiben. Ihr kennt mich doch, ich finde immer etwas. So nötigte ich Lion und Chrizzly eine 3fachgedrehte Leine zu entdrehen. Man könnte sagen, diese Arbeit war sehr gruppentherapeutisch, den wir mussten alle mit der gleichen Stärke an je einem Ende ziehen. Wenn einer zu schnell war hatten wir sofort das Problem, dass sich alles heillos verhedderte. Das war Phase eins des Häckelversuches.
Danach begann Phase 2: Takelgarn, das ist ein feiner mit Wachs überzogeneres Garn, das zum Nähen von Segel verwendet wird. Wir haben dieses Garn in weiß, beige, blau, rot, grün und schwarz. Also begann ich das Garn mit Geschirrspülmittel heiß zu waschen, zu trocknen und wieder aufzurollen. Ja, Zeit hatte ich zur Genüge. Die Challenge war nur eine passende Häckelnadel für ein so feines Garn zu finden. Ok, ein zugeschnitztes Essstäpfchen, war nach einigen Versuchen eine passable Lösung. Not macht erfinderisch.
Und so begann ich zu häckel, und dann küsste mich die Muse und ich wusste auf einmal ganz, ganz genau wie das Endprodukt aussehen sollte. Ich brauchte nur ein Häckelmuster, das eine Netzstruktur hatte. So suchte ich, an den wenigen Plätzen an denen wir Internet hatten nach allen möglichen Mustern und fand ihn, den Liebesknoten. Glaubt mir, echt kompliziert!
Ich machte das trapezförmige Werkstück sicherlich 4 mal, bis es so wurde, wie ich mir das so in meinen kühnen Träumen vorgestellt hatte. Das Tackelgarn verdrehte sich ständig und flutschte mir aus den Fingern, aber es gelang schlussendlich.
Als leichtere Übung häkelte ich noch ein Bändchen und nähte per Hand den letzten Stoffe den ich vor Monaten gekauft hatte daran. Es war eine ganz feine Seide, die ich in Buenos Aires gefunden hatte. Das war aber leider auch der ein einzige Fund, und das in dieser riesigen Stadt mit ganzen Strassen von Stoffgeschäften - allerdings gab es nur Plastikschrott.
Und zu meiner unfassbaren Freude, fand ich nun in Valdivia ein Stoffgeschäft mit wunderbaren feinen Stoffen und nun kann ich endlich wieder beginnen mit der Muse so richtig zu spielen.
Ich hoffe Ihr seid schon alle gespannt auf die Ergebnisse, sie kommen nächstes Jahr im Frühjahr, ganz bestimmt.