Es wird ernst. Wenn Engerl abreisen

Ganz dramatisch! Wenn ihr diese Zeilen lest, sollten wird wir schon wieder unterwegs sein. Die Abfahrt verschiebt sich derzeit täglich. Es geht irgendwo entlang der Küste zwischen Valdivia und und den Robinson Cruso Inseln mitten im Pazifik, die letzte Ankerbucht bevor wir einen 3-4 Wochenschlag bis nach Panama machen.

Aber zurück zum Anfang.

Nach Monaten in Österreich, die wir nicht missen möchten, haben wir es doch noch trotz aller Widrigkeiten geschafft, am 21.12.2020 einen Rückflug zu unserer Hamaka zu bekommen. Es war wirklich wie „driving home for christmas“ Ich habe dazu einen kleinen Film gemacht.

Ich kann euch gar nicht erzählen wieviele Emails und spanische Briefe ich an den chilenischen Konsul und den Botschafter geschrieben habe um in das über 6 Monate lang für Ausländer gesperrte Chile zurückreisen zu können. Alles ohne Erfolg. Die Verzweiflung machte sich langsam bei uns breit und dann endlich nach mehr als 250 Tagen hat Chile seine Grenzen wieder geöffnet. Auf diesen Moment warteten wir seit Sommer.

Aber es fühlte sich nicht nach totaler Erleichterung an, so kurz vor Weihnachten, und ihr wisst wie sentimental ich immer werde wenn ich mit Lion schnulzige Weihnachtslieder höre und diesmal wird meine kleiner Bub nicht beim Keks backen dabei sein. Ja blöd nur, dass der kleine Bub 18 Jahre geworden ist, sein eigenes Leben in Wien nach unserer Rückkehr begonnen hat und nicht mehr mitkommen wird.

Der letzte Lockdown in Österreich fühlte sich an wie eine Galgenfrist bevor wir endgültig auseinander gehen. Mutter und Sohn das ist schon eine verrückte Affenliebe. Und dann ist noch Fixi, unser weiß, roter Kater, auch er wird nicht mehr mitkommen und bei Lion bleiben. Wie oft hat mich der kleine Lauser genervt wenn er mich um Futter angebettelt hat. Dem geht es nämlich genau so wie uns, er isst aus Fadness. Oder seine weißen Haare waren überall verteilt, so haben wir doch gemeinsam Stürme und Wellen ausgestanden, indem wir uns gegenseitig die Pfoten gehalten haben.

Also werden Chrizzly und ich doch hauptsächlich alleine sein auf unserem Boot. Das wird unsere Paar-Beziehung sicherlich gut tun. Aber das bedeutet auch, dass ich mehr Segelverantwortung übernehmen muss und mich nun meinem Thema - der Angst vor dem Wind - stellen muss und genau davor habe ich schon einen gehörigen Respekt. Ja es klingt total absurd, aber ich habe Angst vor dem Wind und lebe auf einem Segelboot. Ich bin da aber lustiger Weise kein Einzelfall bei den Weltumseglerfrauen. Machen wir das alle nur um mit unseren Männer zusammen zu sein? Ist es doch nur eine Liebesgeschichte? Eine spannenden Frage.

So ist mein Herz schwer und leicht zugleich, es ist ein großer Schritt und natürlich auch eine Überwindung der Komfortzone - Österreich zu verlassen und sich wieder der Ungewissheit zu stellen. Und diesmal ist die Ungewissheit leider etwas größer als früher, da Covid die Welt der Segler gravierend verändert hat.

Und deshalb haben wir beschlossen - vielen Dank an die Pandemie - noch ein paar Jahre mit dem Pazifik zu warten. Es gibt derzeit einfach keine Zukunft für die Südsee, Neuseeland und Australien. Und so werden wir versuchen unsere Hamaka zurück ins Mittelmeer zu bringen, back to the roots. Entlang der südamerikanischen Pazifikseite, durch den Panamakanal über die Karibik bis nach Gibraltar. In Rekordzeit!

Ein lieber Freund hat sich entschlossen uns dieses halbe Jahr bis nach Mallorca zu begleiten und am Weg werden wir auch noch unseren Mexikaner Ricardo aufgabeln und bei Ihm zu Hause vorbeischauen. Das ist der Plan.

Nun haben wir nach einem sehr gemütlichen Weihnachten und Neujahr begonnen wie die Heinzelmännchen unser Boot wieder fit zu machen. Es wurden viel neue technische Features wie, neues Stahlseil am Beam, neuer Wantenspanner, neuer Blitzschutz, ein Ballonanker, zum Ankern auf offenem Meer und ein Backup für unseren Watermaker aus einem umgebauten Kärcher und vieles mehr gemacht.

Ich habe das Boot bereits randvoll mit Lebensmittel für mind. 3 Monate gefüllt, und mit einem growing 2.0 Projekt gestartet. Wieder einmal 20 kg Mehl, 15 kg Nudeln, 12 l ÖL, Tonnen an Mais, Kichererbsen und Linsen und natürlich sonst noch alles was das Herz begehrt, denn wenn die Kombüse nicht schmeckt, kann die Stimmung ziemlich schnell einmal kippen.

Es ist geplant viele Wochen durchzufahren und nur eine paar wenige Fixpunkte, wie z.B. Panamakanal, Cancun in Mexico und Azoren anzufahren. Vielleicht findest sich ja auch noch eine kleine karibische Bucht. Ich hätte gar nichts dagegen einmal mein Leben hier auf diesem Boot in warmen türkisem Wasser zum genießen.

Und wir planen, uns, natürlich v.a. Chrizzly als Skipper und unsere Hamaka zu verchartern. Also wer Lust hat kann einfach auf die neue Homepage schauen und vielleicht jetzt schon ein Stück mitfahren.

Und, ich werde die Zeit nutzen und mich den paar wenigen neuen Stoffen und Garnen auf unserer langen, langen Fahrt widmen.

Ursula JägerKommentieren