„Tá ovala“

Um unser vergessenes Paradies verlassen zu können, mussten wir entweder tagelang auf den richtigen Wind warten oder die Arschbacken zusammen kneifen und in einem sehr instabilen, sehr kleinem Windfenster, mit angesagter 3 Meter Welle einen 6 Tagesfahrt angehen.
Wie immer ,Zeit haben wir derzeit keine, wenn ich an die tausenden Seemeilen denke die noch vor uns liegen bis Indonesien. Also keine Frage da müssen wir durch.

3 Tage und Nächte ist alles gut gegangen, bis auf die Tatsache das wir unseren Genaker beim Wegrollen zerstört haben. Der ist aber mittlerweile von mir und meiner kleinen Wundernähmaschine wieder zusammen geflickt worden.

In der Nacht des 4 Tages wollte der Wind nicht weniger werden und eine Schlechtwetter Regenfront fuhr über uns mit 47,5 Knoten Wind und einer Welle über unserem Dach. Keine unserer ach so tollen Wettersysteme die wir jederzeit mit Satellit abrufen können hat diese massive Regenfront angesagt. Es stürmte die ganze Nacht, irgendwann wurde es Captain Chrizzly zu bunt und er stellte das Boot einfach „back“.
Eine geniale Lösung, es war endlich ruhig, der Strom trieb uns mit entspannten 2 Knoten in die richtige Richtung und der Capatin ging schlafen. Ich würde sagen, so machen das Weltumsegler Kapitäne. Ich habe natürlich wieder mal die Nerven geschmissen und bin stumm, starr und bleich die halbe Nacht vor den aufgedrehten Navigationsinstrumenten gesessen und habe aufgepasst, das sich da auch ja nichts verändert, während des gesegneten Schlafes des Kaptains.

Die Nacht ist vorbei, das Wetter hat sich beruhigt und wir segeln, frischen Mutes - ich etwas traumatisiert - weiter Richtung Tonga. Die oberste Inselgruppe „Vavá u“ mit dem wunderschönen Naturhafen „Port of Refuge“ ist unser erster Stop in Tonga. Einklarien und Zoll ging alles ganz easy, nur was war das?

Der junge fesche Zollbeamte hatte ein dunkel blaues Poloshirt, einen dunkelblauen Wickelrock, Okee, das allein ist schon selten zu sehen und dann noch eine geflochtene Matte mit einem Seil um den Bauch gewickelt an. Wie strange ist das denn! und doch hat es sofort meine Neugierde geweckt, was es denn mit diesen Matten so auf sich hat.

Die Geschichte erzählt, frei nach Dr. Google : „…eine Gruppe von Tonganern sind mit dem Boot beim Tuʻi Tonga anlangte. Die Überfahrt war rau und ihre Kleider - oder was davon übrig war - waren nicht mehr angemessen. Daher zerschnitten sie die Segel ihres Boots und wickelten sich darin ein. Die polynesischen Segel bestehen nämlich aus Bastmatten. Der König war so erfreut über das Opfer, das sie gebracht hatten mit ihrem kostbaren Segel, dass er befahl, diese Kleidung in Zukunft als Hof-Kleidung zu verwenden. Und anscheinend ist es immer noch so, dass jeder Tonganer der etwas auf sich hält und sich angemessen kleiden möchte, diese Hüftmatte trägt , die „tá ovala“.

Die etwas abgespeckte Variante, in Form eines Gürtels mit geknüpften Fransen ist informeller. Nach ein Paar Tagen in dem netten Örtchen „Neiafu“ und einem wunderbarem Besuch am Gemüse- und Handwerksmarkt, war mir diese Tracht schon sehr vertraut und ja ich verstehe es auch. Auf dieser Matte sitzt man, schläft auch darauf und wenn man sie umgewickelt hat, hat man sie immer dabei für ein kleines Nickerchen… frei nach Ursula.

Ursula Jäger1 Comment